Beziehung zwischen Werther und Albert

  • Wie sieht Werther Albert?
  • Wie sieht Albert den Werther?
  • Wie beeinflusst sie sich gegenseitig?

Obwohl beide Männer Lotte lieben und einige Gemeinsamkeiten haben, denken sie vollkommen unterschiedlich voneinander und haben verschiedene Meinungen, Ansichten und Vorurteile gegenüber einander.

Im ersten Buch,kurz nachdem Werther Albert das erste Mal begegnet ist, redet er größtenteils nur positiv über ihn und meint, schon „um des Respekts willen, den er vor dem Mädchen hat, muss [er] ihn lieben“ (S.48,Z. 26 ff.). Werther findet, dass Albert ehrlich und anständig ist, weil dieser „Lotten in [seiner] Gegenwart noch nicht ein eniziges Mal geküsst hat“(S.48, Z.26). Er denkt, Albert weiß, dass Werther auch interessiert an Lotte ist, und rechnet ihm deshalb dieses vorbildliche, tugendhafte und freundliche Verhalten gegenüber Werther hoch an. Er selbst wird nämlich verrückt und „sein Herz wäre zerrisen worden“, wenn er beim Empfang Alberts dabei gewesen wäre (S.48,Z.23). Werther erkennt schnell die Unterschiede, die sich zwischen ihm und Albert deutlich hervorheben und schenkt ihm „Achtung“ , die wohl etwas mit Eifersucht und Neid vermischt ist, da er sich und seine Gefühle so gut im Zaum halten kann. Er versucht wirklich mit ganzer Kraft, Albert zu mögen und wenn Lotte nicht zwischen ihnen stehen würde, hätten sie vermutlich auch ein recht angenehmes Verhältnis zueinander.Eine angemessene Textstelle, in der Werther sich über den Charakter Alberts und zu dessen Gefühle Lotten gegenüber äußert, ist folgende:

„Seine gelassene Außenseite sticht gegen die Unruhe meines Charakters sehr lebhaft ab, die sich nicht verbergen lässt. Er hat viel Gefühl, und weiß, was er an Lotten hat. Er scheint wenig üble Laune zu haben, und du weißt, das ist Sünde, die ich ärger hasse am Menschen als alles andre.“ (S.49, Z.4-9)

Dieses Zitat zeigt Werthers Zwiespalt im Bezug auf seine Meinung über Albert. Er weiß auf der einen Seite ganz genau, dass Albert sehr gut für Lotte ist, er sie zu schätzen weiß und sie begehrt. Auf der anderen Seite fühlt er sich aber im Innern sehr bedroht von Albert, weil dieser das vollkommende Gegenteil Werthers bildet und so in der Gesellschaft eine „schönere Figur“ darstellt. Werther ist sich durchaus über seine Charakterschwäche und die Wirkung seiner Gefühlsausbrüche auf seine Mitmenschen im Klaren und erkennt nun in Albert, dass es auch ohne diese Komplexität der Gefühle geht. Er sagt, „Albert hat viel Gefühl“, was ja auch auf Werther zutrifft, allerdings besitzt er die Kraft und  den Verstand, diese Dinge in sich selbst ruhen zu lassen und nicht der Außenwelt preiszugeben, weil er weiß, dass sich etwas derartiges nicht gehört und man in der Gesellschaft aufgrund von Kleinigkeiten keine Dramen macht.

Werther erkennt in Albert auch schnell den Konkurrenten und merkt so, dass sein Verhalten und sein Begehren Lotte gegenüber, Albert nicht abschrecken, sondern “ er sie nur desto mehr liebt „(S.49,Z.13) und dies seinen Triumph steigert.

Sobald Albert in Wahlheim nach seinen Erbschaftsangelegenheiten auftaucht, entscheidet Werther, seine neue Heimat und Lotte zu verlassen, da er merkt, dass Albert schon vor ihm bei Lotte war, und sie ihm eigentlich zugetan ist. Werther „hätte keine Prätension auf sie zu machen [dürfen]“ (S.49,Z.21), hat sich aber doch in ihre Vollkommenheit verliebt und kann sich dieser nicht mehr entziehen, weshalb es auch noch sechs weitere Wochen dauert, bis Werther vorläufig in eine andere Stadt zieht.

Was genau Albert über Werther denkt, ist nur schwer zu entnehmen, weil hauptsächlich die Gedanken Werthers in den Briefen zum Vorschein kommen. Allerdings ist festzuhalten, dass Albert -zumindest im ersten Buch-  freundschaftlich Werther gegenüber ist, und alles versucht, um deren Beziehung zueinander zu verbessern, weil er weiß, wie wichtig Werther Lotte ist. Und obwohl er die Spannungen registriert, die durch Werthers Fixierung auf Lotte entstehen, bleibt er freundlich und schenkt Werther zu dessen Geburtstag eine Homer- Ausgabe . Werther denkt zwar auch durchaus positiv über Albert, und weiß eigentlich, dass dieser gut für Lotte ist, jedoch ist er im Gegensatz zu Alberts großzügigem und liberalem Verhalten nur egoistisch und denkt an seinen eigenen Vorteil, und wie er Lotte möglichst für sich begeistern kann. Schon in dem Brief vom 1. Junius verbietet Werther es sich, dass sein Mädchen „nie mit einem andern walzen sollte, als mit [ihm], und wenn [er] drüben zugrunde gehen müsste“ (S.27, Z.16 ff.).

Schnell wird deutlich, dass Werther nur nach seinen eigenen Vorteilen und seinen Wünschen strebt, Albert seine Empfindungen und Gedanken aber aufgrund von gutbürgerlichen Tugenden zurückstellt. So werden beispielsweise auch bei der Selbstmorddebatte (S.52-55) deren verschiedene Standpunkte deutlich, und dass sie sehr wohl auch Streitpunkte haben, die zu größeren Konflikten führen. Albert versucht in diesen, Werthers Meinung nachzuvollziehen und akzeptiert diese, wohingegen Werther nur auf die Korrektheit seiner Aussagen pocht.

Nachdem Werther aus der Stadt D. wieder nach Wahlheim zurückkehrt, wünschen sich die beiden Männer allerdings gegenseitig nur noch den Tod,  da in der verstrichenen Zeit einerseits Werthers Gefühle Lotte gegenüber durch deren Abwesenheit verstärkt wurden, und andererseits Albert Lotte geheiratet hat, und Werther ihm nun erneut im Weg steht.

Werther ist der festen Überzeugung, dass Lotte „mit [ihm] glücklicher geworden wäre, als mit [Albert], und dass er nicht der Mensch ist, die Wünsche Lottens Herzens alle zu füllen“ (S.91, Z.23 f.). Während Werther sich ganz eindeutig, weil er „nicht gerecht sein“ (S.120, Z.10)kann, Alberts Tod wünscht, denkt dieser darüber nach, „dass es möglich sein möchte, ihn zu entfernen.[…]Die Leute werden aufmerksam“(S.120, Z.20 ff.).

Beide kämpfen zwar mit ganzer Kraft um Lotte, können sie aber nie vollkommen besitzen, weil sie bei beiden Menschen verschiedene Personen darstellt.

Quellen: Johann Wolfgang Goethe- Die Leiden des jungen Werther , Lektüreschlüssel Johann Wolfgang Goethe- Die Leiden des jungen Werther

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Analyse einer Textstelle, in der sich die unterschiedlichen Meinungen von Werther und Albert herauskristallisieren

Charakterisierung der beiden (Polaritätsprofil)

Vergleiche deine Charakterisierungen mit den anderen Gruppen, die die Beziehung zu Lotte untersuchen

Auf meinem Blog entsteht noch folgende Aufgabe:

Welche Aussagen lassen sich über die Dreiecksbeziehung Werther-Lotte-Albert ableiten?

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